
Seit zehn Jahren setzt sich der Verein LEWAL – Lebenswertes Wattental für eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Nutzer in dieser einzigartigen Landschaft ein. Zum Jubiläum am 10. Okt. gibt es einen historischen Vortragsabend – bei dem auch ein archäologischer Sensationsfund zu bestaunen ist.
Wattenberg, Wattens – „Lytzumb“: So lautete im Mittelalter die Schreibweise für die Lizum im Wattental. Unter ebendiesem Titel lädt nun auch der Verein LEWAL / Lebenswertes Wattental zu einem besonderen historischen Vortragsabend ein – am Freitag, 10. Okt. um 19.30 Uhr im Kinder- und Vereinszentrum Wattenberg (neben dem Gemeindeamt).- TT M. Domanig,9.10.2015
Anlass für die Zeitreise durch die kulturelle Entwicklung der Region ist das zehnjährige Bestehen von LEWAL. 2015 wurde der Verein, fußend auf einer parlamentarischen Bürgerinitiative, gegründet, „um die Zusammenarbeit der verschiedenen Nutzer im Wattental zu fördern und überschießenden Einschränkungen entgegenzuwirken“, wie es Obmann Hannes Erler erklärt. Mit Erfolg: Derzeit erfolge der Austausch zwischen dem Bundesheer als Eigentümer, den Bauern als Pächtern und anderen Nutzern in Form des Tourismus oder der Jagd „auf Augenhöhe“, zeigt sich Erler zufrieden.
Der Verein versteht sich generell als Brückenbauer: Mit Dialogformaten habe man Nutzungskonflikte zwischen Almwirtschaft, Tourismus und Militär „offen ansprechbar gemacht“, bei Kulturveranstaltungen und Musikantentreffen Menschen über die Nachbartäler hinweg zusammengebracht. Hinzu kommen Vorträge und Ausstellungen – so eben auch jetzt zum Jubiläum.
3500 Jahre alter Dolch
Der Vortragsabend spannt ein weites Feld auf: LEWAL-Obmann Hannes Erler entführt zunächst in die regionale Ur- und Frühgeschichte. Spektakulärer Ausgangspunkt ist ein rund 3500 Jahre alter Dolch aus der Bronzezeit, der 1976 am Klammjoch im Wattental gefunden wurde und das älteste Artefakt in der Sammlung des Museums Wattens darstellt. Beim Vortrag ist das knapp 20 cm lange Objekt erstmals öffentlich zu sehen. „Dank neuester Diagnosetechnik gibt uns der bronzezeitliche Dolchfund tiefe und überraschende Einblicke in die Entstehungsgeschichte von Almwirtschaft und Handel von der Bronzezeit bis heute“, sagt Erler.

1976 wurde dieser Dolch aus der Bronzezeit am Klammjoch im Wattental entdeckt – damals ein Sensationsfund. Er ist beim Vortragsabend zu sehen. Foto: LEWAL ©
Die Almwirtschaft war jene Lebensform, die das Wattental über die Jahrhunderte hinweg prägte. Eine besondere Rolle kommt dabei der frühen Käseproduktion zu, wie sie schon die Räter betrieben. Unter den Römern wurde Alpkäse dann zum Handelsgut von europäischem Rang. Käse galt nicht umsonst als „weißes Gold“, konnte er durch seine lange Haltbarkeit doch sogar Missernten überbrücken helfen. Später dokumentierten Handelsbücher von Fuggern und Welsern, wie Hunderte Laibe Käse bis nach Nürnberg oder Venedig gelangten.
„Speziell die Hochalm der Lizum im Wattental bietet reichlich Material für die historische Entwicklung, war sie doch einst das größte Almdorf Tirols“, erklärt Erler. Käse sei in der Vergangenheit nicht nur Nahrung gewesen, sondern etwa auch Währung – und kulturelles Symbol für eine jahrhundertealte Tradition.
Der Beginn des lokalen Alpintourismus
Im zweiten Teil des Abends leitet Gerald Aichner, Vorsitzender des Alpenvereins Tirol und ausgewiesener Experte für die Tuxer Alpen, dann in die Anfangstage des lokalen Bergtourismus im 19. Jhdt. über – basierend auf seinem Buch „Eine alpine Zeitreise – Alpenverein Hall 1884–1954“. Die Veranstaltung schließt mit Live-Augenzeugenberichten aus den Tagen nach dem Weltkrieg im Lager Walchen – womit sich der Kreis zur heutigen Mehrfachnutzung mit dem Truppenübungsplatz schließt.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei, Spenden sind willkommen. Die BesucherInnen erwartet auch ein kleines Alpenbuffet der Wattenberger Bäuerinnen.
