das scheidenstein-kirchlein


Das Scheidensteinkirchlein in Hall, südlich des Ansitzes „Scheidenstein“, ist auch als „Schernstein“ oder „Scharnstein“ erwähnt, es reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. 1584 weihte der Brixner Weihbischof Johannes Nasus (auch Nas), Franziskaner, die Kapelle in der Burg Schernstein“ ein. Es beherbergte ein Marienbild, dargestellt die Himmelskönigin mit dem Jesuskind, das ihr auf dem Schoße steht. Dieses war beim Brand der Salzmühle, die oberhalb des Ansitzes lag und worin sich das Bild ursprünglich befunden hatte, völlig unversehrt geblieben und darum in die Kapelle übertragen worden.

 

Die Kapelle gehörte zum Haller Edelsitz „Scheidenstein". Dieser diente schon 1415 dem (Gerichts-) Pfleger von Thaur als Wohnung. Dr. Hans Hochenegg schreibt: „ Maria Scheidenstein besitzt ein Gnadenbild der thronenden göttlichen Mutter aus dem 16. Jahrhundert und mancherlei Votivtafeln.“ 

Weihbischof Johannes Nas hat am 22. Mai 1584 in der Kapelle zwei Altäre zu Ehren der heiligen Johannes Evangelist und ...geweiht; außerdem wurden Reliquien der Heiligen Georg, Stephanus, Florian, Coradi, Agnes, Codula, Christina und Ludovica in einem kleinen Bleigefäß beigefügt.

 

Die Kapelle hatte zwei besondere Stifter. Martin Haser von Greifenfeld, kk Salzamtsrath und Land­ Milizhauptmann, stiftete das Scheidenstein-Benefizium mit 8000 Gulden für die Erhaltung des Benefiziaten, für die Erhaltung der Kapelle und für Hausarme.

Auch der Brixner Fürstbischof Kaspar Ignaz Graf von Künigl war ein wohlthätiger Mitstifter des Haser’schen Benefiziums zu Scheidenstein. Künigl gab 1000 Gulden gegen jährliche 26 Stiftmessen. „Ferner sollen wöchentlich vier Messen für das Erzhaus Österreich, den Stifter und seine Eltern gehalten werden. Der Benefiziat soll im Bedarfsfall von einem Franziskanerpater vertreten werden.“

 

Im Jahre 1850 schenkte die Fassermeisterstochter Anna Moser ihr Haus in der Amtsbachgasse 20 (heute Schweygerstrasse 8) zu einer Wohnung für den Benefiziaten. Durch die Geldentwertung 1922/23 ist auch diese Stiftung eingegangen. Ich bin in diesem Benefiziatenhaus aufgewachsen (ehe es privatisiert wurde). 

 

Eine zweite Katastrophe überlebte das Marien-Gnadenbild leider nicht. Am 16. Februar 1945 zerstörte ein Bombenteppich mit insgesamt 323 Einschlägen in Hall sämtliche Eisenbahnanlagen und umliegende Gebäude völlig. Der zweite Bombenangriff forderte 70 Tote und entfachte mehrere Brände. Die Salvatorkirche und das Scheidensteinkirchlein wurden bei diesem Angriff getroffen. In der gänzlich zerstörten Scheidensteinkapelle wurden sieben Personen getötet. Sie waren zum Schutz vor den Bombenangriffen in die Kirche geflüchtet.  ai©

 

Foto: Wallfahrtskirche „Scheidenstein“, 1584 – 1945 ai©