Ruine Helmhaus

des Karnischen Kamms unwürdig 

Helmhaus - Foto AV Sillian
Helmhaus - Foto AV Sillian
1920 verlor die sektion Sillian ihre Hütte am neuen Grenzkamm Österreich-Italien
1920 verlor die sektion Sillian ihre Hütte am neuen Grenzkamm Österreich-Italien
Helmhaus historisch
Helmhaus historisch
Gerald Aichner, ÖAV Landesverband Tirol, Einweihung Sillianer Hütte 4. Aug. 2019
Gerald Aichner, ÖAV Landesverband Tirol, Einweihung Sillianer Hütte 4. Aug. 2019

ai© - Im Westen der neuen Sillianer Hütte am Karnischen Hauptkamm in Osttirol trübt ein Blick auf eine Ruine die prachtvolle Panoramasicht vom Großglockner bis zu den Der Zinnen: Das alte Helmhaus, die Helmhütte, ein Schandfleck, des Karnischen Kamms und seiner hundertjährigen Geschichte nicht würdig. Das erklärte Gerald Aichner, 1. Vorsitzender des Alpenverein Landesverbandes Tirol, anlässlich der Wiedereröffnung der neuen Sillianer Hütte am 4. August 2019.

1891 hatte die DuOeAV Sektion Sillian das Helmhaus erbaut, den Grund hatte die Gemeinde Sexten abgegeben. Ideengeber für dieses Gesamttiroler Haus war der damalige Sillianer Bürgermeister und spätere  Gesamttiroler Landeshauptmann Josef Schraffl (1917 – 1921). Als Landeshauptmann leitete er die Trauersitzung der Trennung Tirols im Landtag und bemühte sich bis zum Schluss um das Helmhaus als das „Verbindende“.  

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor der Alpenverein Sillian sein Helmhaus, 1925 musste es infolge der neuen Grenzziehung an den Italienischen Staat abgetreten werden. Durch viele Jahrzehnte wurde das Helmhaus dann für militärische Zwecke genützt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Helmhaus weiterhin in italienischem Eigentum, wurde jedoch ab den 70er Jahren nicht mehr genutzt. Daraufhin verfiel die Hütte immer mehr. 1999 ging die Hütte von Italien in das Eigentum des Landes Südtirol über.Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder hat es damals verabsäumt – trotz gegenteiliger Zusage - die Enteignung des Alpenvereins bzw. des Helmhaues gutzumachen. Somit wurde die Gemeinde Sexten wieder Eigentümer am ehemals abgetretenen Grund.

Es hat schon viele Ideen gegeben für die Weiterverwendung des Hauses am Kamm, wozu auch die Sektion Sillian ihre Vorschläge eingebracht hat. So wollten dieSektionen Sillian und Drei Zinnen die Ruine durch eine Aussichtsplattform  ersetzen. Bei einem im Jahr 2007 vom ÖAV und dem Alpenverein Südtirol veranstalteten Wettbewerb wurde das Projekt von Johannes Watschinger aus Sexten als Siegermodell ausgewählt. Der Helm, höchster Punkt des Heimatsteiges und Ausgangspunkt des „Friedensweges – Via della Pace“, sollte nach Verwirklichung dieses Projektes vom Tal aus gesehen seine einmalige Silhouette beibehalten.  

2009 hat Tirols Bischof Reinhold Stecher den „Heimatsteig“ erröffnet, der auf Initiative des Sillianer und Südtiroler Alpenvereins angelegt wurde. Er verbindet Sexten und Sillian über den Helm. 

2013 veräußerte die Südtiroler Landesregierung die Ruine an die Gemeinde Sexten, die ein Dokumentationszentrum zum Gebirgskrieg zu errichten plante.

Helmhaus - ein grenzüberwindendes alpines Projekt 

Ein Konzept der Alpenvereine für ein kulturhistorisches und architektonisch spannendes „Offenes Helmhaus“ am heutigen „Friedensweg“ liegt vor.

Sexten hingegen plant eine Berg-Einkehrstation (sprich Helm Pub“), eine auf dem geschichtsträchtigen Karnischen Kamm unwürdige „Location“. Sexten will mit den Helmbahnen das Helmhaus zur Gaststätte einer Skischaukel umfunktionieren. Ein „Helm-Pub“ stellte wohl einen die Würde, die Symbolik und die leidvolle Geschichte des Ortes grob verletzenden Akt der bewussten oder unbewussten Ignoranz dar. 

Ein Projekt der Sektion Sillian würde demgegenüber die tragische und menschenverachtende Geschichte des sinnlosen Gebirgskampfes im Ersten Weltkrieg in den Dolomiten und am Karnischen Kamm in den Mittelpunkt des Gedenkens stellen und eine Stätte der Erinnerung, des Gedenkens und Bedenkens schaffen. Eine Ruhepol am viel begangenen Karnischen Höhenweg, in Nähe der beiden Seilbahnstationen von Sexten und Vierschach, die viel Frequenz am Berg produzieren.

Wer das bedenkt und durchdenkt, dem sollte eine Entscheidung für ein künftiges Projekt nicht schwer fallen. Dieses Projekt wäre allein sinnvoll und stimmig. 

Das Helmhaus ist heute noch immer eine Landes- kulturpolitische und geschichtliche Hypothek, die nur durch Mitwirken der Politik in Tirol und Südtirol friedlich, vernünftig, ehrlich und auch moralisch sauber gelöst werden kann. Das Verbindende sollte in der EUREGIO vor das Trennende gestellt werden. 100 Jahre nach Kriegsende sind Schraffls Nachfolger in der Euregio gefordert: Wie wenige Orte könnte das Helmhaus ein grenzüberwindendes alpines Projekt sein.

Die Politiker nördlich und südlich des Karnischen Kamms mögen gedenken, bedenken und entscheiden 

Gerald Aichner

Titelbild: Helmhaus, Fotos: Sektion Sillian