Faszination Ski – von Zdarsky bis heute


JOSEF LAMPL
ALPINE ZEITGESCHICHTE

Mathias Zdarsky und der Tourenskilauf


Sonderausstellung im Bezirksmuseum Lilienfeld bis 31. Mai 2020

 

Zu Zdarskys Zeiten war Skifahren und Skitour praktisch das Gleiche; es gab ja noch keine Seilbahnen und Lifte, vor der Abfahrt musste man erst den Berg ersteigen. Zdarsky wird heute meist als Begründer des Torlaufs gewürdigt – aber außer den Torstangen hat der heutige Slalom kaum mehr etwas mit Zdarsky zu tun. Er sah den Torlauf als Prüfung für angehende Tourenfahrer, ob sie auftauchende Hindernisse (durch die „Fahrmale“ dargestellt) sicher und sturzfrei umfahren konnten.

Viel mehr Spuren von ihm finden wir heute noch beim Skitourengehen. Das Prinzip seiner revolutionären Stahlsohlenbindung steckt in den meisten modernen Tourenbindungen, und sein vielgeschmähter Stemmbogen ist bei Press-Schnee oder Bruchharsch immer noch die beste Möglichkeit, von einem Berg wieder herunter zu kommen. Auf größeren Touren sollte man noch immer ein Zdarskyzelt (heute Biwaksack genannt) mitführen, auch Verbandszeug und Lawinenschaufel hat er schon empfohlen. Seine „Elemente der Lawinenkunde“ sind noch immer höchst aktuell.

Zdarskys Einstock wird zwar heute höchstens noch bei Nostalgierennen verwendet, er bringt aber in schwierigem Gelände durchaus Vorteile für den, der damit umgehen kann.

Zdarskys „Lilienfelder Skilauf-Technik“ sollte es Jedermann ermöglichen, den Ski in kurzer Zeit vollkommen zu beherrschen. Er und seine Lehrwarte brachten ihre Schüler tatsächlich in 2-3 Tagen auf der „Säuglingswiese“ so weit, dass sie bereits Bogen fahren konnten. Dann ging es schon auf kurze „Instruktionstouren“, bei denen die Ausnutzung des Geländes und das Verhalten bei verschiedenen Schneearten gelehrt und auf alpine Gefahren hingewiesen wurde. Nach 5-6 Tagen sollte jeder durchschnittlich talentierte Fahrer imstande sein, selbständig kleinere Touren zu unternehmen.

Seit einigen Jahren erlebt das Skitourengehen einen wahren „Boom“. Diese Ausstellung soll etwas von der Faszination vermitteln, die heute wie damals Menschen in die winterlichen Berge treibt. Zdarsky zeigte uns den Weg dorthin und gab uns die Mittel dafür!

 

Frühe Skitouren in Österreich

Schon 1887 soll Viktor Sohm seine ersten Versuche mit Skiern am Gebhartsberg in Bregenz angestellt haben, bevor er den Arlberg als Skigebiet entdeckte. Auch andernorts wurden die „Norwegischen Schneeschuhe“ erprobt; nach Wien soll 1889 Alexander Diamantidi die ersten Ski gebracht haben. Die Gebrüder Rasim, Dr. Natter und Rudolf Gomperz übten damit am Wiener Eislaufplatz das Skifahren.

Frithjof Nansens 1891 in deutscher Übersetzung erschienener Expeditionsbericht „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ entfachte dann ein wahres „Skifieber“ in Mitteleuropa. Es waren vor allem Alpinisten, die den Ski als Mittel sahen, auch im Winter in die tiefverschneite Bergwelt vorzudringen und danach in rascher Abfahrt wieder ins Tal zu kommen.

Dass die ersten Skihochtouren nicht ganz nach dieser Idealvorstellung verliefen, schilderte Josef Müller, einer der ersten Skifahrer, 1891 Mitbegründer des „Österreichischen Skivereines“ 1912 in einem Zeitungsartikel. Gefahren wurde demnach nur auf freien, nicht zu steilen Flächen, wo genügend Auslauf vorhanden war; sonst wurden die Ski getragen: 

„Die Skier waren nur eine Erschwerung, aber keine Erleichterung, dennoch nahm man sie mit,

denn es ging doch nicht gut an, Skihochtouren ohne Ski zu unternehmen?“J.M.

1892 stiegen Kleinoschegg, Schruf und Wenderich mit Skiern auf das Stuhleck (Stmk). Als ersten Hochgipfel erreichte Johannes Graf Thun 1892 (nach anderen Quellen erst 1897) den Hohen Sonnblick (3106 m) mit Skiern. Im selben Jahr bezwangen Müller und Schmiedl den Ankogel. 

1893 waren Keidl, Müller und Schmiedl als Erste mit Skiern auf der Rax, im selben Jahr der spätere Kitzbüheler Bürgermeister Franz Reisch auf dem Kitzbüheler Horn.

1894, am 5. Februar erstieg Wilhelm v. Arlt den Sonnblick und fuhr in 32 Minuten nach Kolm-Saigurn ab. Ein Jahr später benötigte er für dieselbe Strecke nur mehr 15 Minuten. Mit dem Wetterwart  Adam Waggerl bestieg Arlt auch das Schareck (3161 m) sowie in den nächsten Jahren weitere Gipfel, wie Hocharn, Johannisberg, Gr. Wiesbachhorn u.a.

Auch Mathias Zdarsky erfasste das „Nansen-Fieber“. Er ließ sich norwegische Ski schicken und versuchte damit die steilen Hänge um sein Gut Habernreith zu befahren, erkannte aber bald die Untauglichkeit der damals üblichen „Rohrstaberl-Bindung“ und entwickelte die „Lilienfelder Stahlsohlenbindung“ und den „Alpenski“ samt der dazugehörigen „Alpinen Lilienfelder Skifahrtechnik“ (1896).

 

Mathias Zdarsky und der Alpen-Skiverein

Über Zdarskys eigene Skitouren ist leider wenig bekannt. Zunächst erstieg er die meisten Berge in der Umgebung von Lilienfeld (Muckenkogel, Hinteralm, Reisalm etc.), später auch Rax, Schneeberg, Ötscher, Göller. Ende der 1890er Jahre soll er auch in den Hohen Tauern viele Gipfel erstmals mit Ski erstiegen haben, wie in einem Artikel anlässlich seines 75. Geburtstages zu lesen stand. Mit dem Ehepaar Rickmers unternahm er eine Skibesteigung des Großvenedigers aus dem Obersulzbachtal, kehrte aber unterhalb der Venedigerscharte wegen zu großer Spaltengefahr um. 1908 führte er einen Offiziersskikurs von Gastein auf den Hohen Sonnblick. Bei div. Skikursen bestieg er auch zahlreiche Gipfel in außeralpinen Gebirgen, wie den Karpaten, Riesengebirge, Tatra etc.

1900 gründete Zdarsky in Wien den „Internationalen Alpen-Skiverein“ zur Pflege des Unterrichtes und gemeinsamer Fahrten. Dieser Verein bestand von 1900 bis 1938 und war vor dem 1. Weltkrieg mit 1889 Mitgliedern (1914) der größte Skiverein Mitteleuropas. Fast alle Wiener Skifahrer der älteren Zeit sind durch den Alpen-Skiverein gegangen, wenn sie sich auch später dem Doppelstockfahren zugewendet haben.

Bereits im Winter 1901/02 erstiegen Mitglieder des Vereines u. a. Ötscher, Rax, Schneeberg, Schneealpe, Hochkönig, Sonnblick und Großvenediger. Dem 2. Tourenwart des Vereines, Dr. Georg Löwenbach, gelang sogar die Besteigung des Monte Cevedale (3770 m, Ortlergruppe), damals der höchste mit Ski erstiegene Gipfel der Ostalpen. 1903 kam der erfahrene Alpinist bei einem Lawinenunfall auf der Rax ums Leben.

Der Verein organisierte auch einen Schneeberichtsdienst, erreichte die Mitnahme der Ski in den Waggon und Fahrpreisermäßigungen für Skifahrer. 1906 fuhr der 1. Sportzug nach Lilienfeld, 1907 auch nach Puchberg und ins Ennstal.

Hans Gärber, einer der Lehrwarte des Vereines, engagierte sich besonders für die skitouristische Erschließung der Berge um Annaberg und Türnitz und gründete eine eigene Ortsgruppe in Annaberg. Die Abfahrt vom Ahornberg zum Ödhof wurde nach ihm „Gärber-Abfahrt“ benannt. Lehrwart Alfred Kernthaler befuhr als Erster die „Kernthaler-Abfahrt“ von der Kuchlalm ins Retzbachtal und die Abfahrt vom Göller zur Schindleralm - Ahornhof. Auch die Berge um Hohenberg und St. Aegyd wurden systematisch erkundet. Alle heute so beliebten Touren wie Hinteralm, Tirolerkogel - Eibl oder Hennesteck wurden auch damals schon häufig befahren! An schönen Wochenenden entstiegen oft 300 Skifahrer in Lilienfeld dem Sportzug, um an Kursen und geführten Skitouren teilzunehmen, die später auch in Freiland/Tavern und Hohenberg abgehalten wurden.

Zdarsky und die Lawinen

Lawinen stellen auch heute noch die größte Gefahr für den Tourengeher dar, der sich außerhalb des gesicherten Skiraumes bewegt. Diese alpine Gefahr hatte auch Mathias Zdarsky schon erkannt und stellte intensive Beobachtungen und Versuche über ihre Ursachen und Entstehung an. Er kam zu dem Schluss, dass zur Lawinenbildung 4 Faktoren gehören:

1.)   Ein wenigstens 25 ° (22°) geneigter Hang

2.)   Wenigstens 10 cm tiefe Schneelage

3.)   Rutschfähige Beschaffenheit des Schnees, und 

4.)   Eine auslösende Ursache.

Um die Bildung von „Schneeschilden“ zu beobachten, wie er die heute als Schneebretter bezeichneten Gebilde nannte, saß er oft stundenlang bei Sturm und Schneetreiben in seinem Biwakzelt. Mit dem tellerlosen, langen Einstock sondierte er die Schneedecke, um mögliche Trennschichten und Gleithorizonte aufzuspüren. Nach seinen Beobachtungen unterschied er zahlreiche Schneearten, je nach Struktur und Feuchtigkeitsgehalt, und daraus entstehende unterschiedliche Lawinenformen.

Erfuhr er von einem Lawinenunglück, so eilte er möglichst rasch an Ort und Stelle, um die Ursachen zu analysieren, damit mögliche Fehler in Zukunft vermieden werden konnten. 

Im Ersten Weltkrieg holte man ihn als Alpinreferenten und Lawinenexperten an die Kärntner Front. Der außergewöhnlich schneereiche Winter 1916 forderte in den Karnischen Alpen und Dolomiten mehr Opfer durch Lawinen als durch Feindeinwirkung. Zdarsky sollte die Soldaten bei der Anlage von Unterkünften und Verbindungswegen beraten. Zur Ausbildung der Truppen fasste er seine Erkenntnisse in einem kleinen Büchlein zusammen: „Elemente der Lawinenkunde“, herausgegeben vom höchsten Armeekommando in Kärnten. Tragischer Weise wurde er selbst bei der Suche nach Verschütteten Opfer einer Nachlawine, deren Möglichkeit er vorhergesagt hatte.

Moderne Konzepte zur Verhütung von Lawinenunfällen („Stop or Go“, „Lawinencard“ etc.) beruhen im Grunde auf den gleichen Beurteilungs-Kriterien, die auch schon von Zdarsky angewendet wurden!

 

Entwicklung der Skitourenbindungen

Als Zdarsky 1892 seine Stahlsohlenbindung zu bauen begann, fuhren die Norweger noch mit der Meerrohrbindung, nach unserem Verständnis eine Langlaufbindung. Fritz Huitfeld verbesserte 1894 die Stabilität durch eiserne Backen und Langriemen, die mehrfach um den Schuh gewickelt wurden, später mit Hebelstrammer am Fersenriemen. Der Streit, ob Lilienfelder oder Norweger Bindung und Fahrweise besser waren, entzweite um 1900 die Skiwelt.

Nach dem 1. Weltkrieg und Zdarskys Lawinenunfall gewann die norwegische Fahrweise mit 2 Stöcken die Oberhand, und die Huitfeldbindung wurde zur Standardbindung; in Zeiten der Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit wohl auch aus Kostengründen, war sie doch wesentlich billiger als die aufwendige Lilienfelder Bindung. 

Der 1925 patentierte Bildstein-Federstrammer war die erste, bei Frontalstürzen auslösende Fersenbindung.

Die 1935 für die gleichnamige Rennserie entwickelte „Kandaharbindung“ ersetzte die Fersenriemen durch Stahlkabel. Bei ausgehängten Tiefzughaken war sie auch zum Tourengehen brauchbar und blieb in unzähligen Varianten bis in die 60er Jahre die Standardbindung.

Nach dem 2. Weltkrieg orientierte sich die Entwicklung am Renn- und Pistenskilauf; Skilifte und Seilbahnen schossen aus dem Boden, das Tourengehen geriet fast in Vergessenheit. Die aufkommenden Sicherheitsbindungen verfügten meist nicht über eine Aufstiegsfunktion. Erst 1965 konstruierte Andreas Hausleitner die erste moderne Tourenbindung für militärische Zwecke. Ab 1967 als „Silvretta Saas Fee“ auch für zivile Verwendung erhältlich, stellte sie eigentlich eine Kombination von Zdarskys Stahlsohlenbindung mit der Kandaharbindung dar! 

Ab 1970 reagierten auch größere Bindungshersteller mit eigenen Modellen auf die steigende Nachfrage, z.B. Marker Rotamat TR, Iser, Sumatic alpin u. a.

Seither nimmt die Zahl der Tourengeher ständig zu, und dementsprechend wächst auch das Ausrüstungsangebot. Meilensteine in der Entwicklung der Bindungen waren z.B. 1982 Tyrolia TRB und Fritschi FT 88, 1986 die 1. Pin-Bindung Dynafit LowTech und 1995 die Fritschi Diamir Titanal I.

Aktuell geht die Entwicklung in 2 Richtungen: Stabile, aber schwerere Rohr- oder Rahmen-Bindungen für den normalen Tourengeher und Freerider, z.B. Fritschi Titanal, mit allem Komfort wie Steighilfe, Skistopper, Harscheisen etc., und superleichte Pin-Bindungen (Dynafit u.A.) für Skitourenrennen und extreme Unternehmungen, wo jedes Gramm zählt. Allen gemeinsam aber ist die Schwenkachse im Zehenbereich, wie schon bei Zdarskys Stahlsohlenbindung!

 

Entwicklung der Skitourenschuhe

Zu Zdarskys Zeiten trug man beim Skifahren genagelte Bergschuhe aus Leder. Mit der Entwicklung der Backenbindungen erhielten die Sohlen vorne eine eckige Form, um die seitliche Führung zu verbessern. 1937 entwickelte der italienische Bergsteiger Vitale Bramani zusammen mit dem Reifenhersteller Pirelli die Gummiprofilsohle, die dann auch bei Skischuhen eingesetzt wurde. Auf vielen Schuhen findet man noch heute die gelbe Marke „Vibram“.

Der am Rennlauf orientierte Pistenskilauf forderte eine immer festere Verbindung von Fuß und Ski. Die Schnürschuhe erhielten einen zusätzlichen Ristriemen, dann kamen doppelt geschnürte Modelle, und schließlich Schnallenschuhe, in denen der Fuß wie in einem Schraubstock saß. Die Sohlen waren brettsteif und ohne Profil, um die Auslösefunktion der Sicherheitsbindungen nicht zu behindern. Der Schaft hatte eine eingebaute Vorlage; es war fast unmöglich, mit diesen Schuhen ein paar Schritte zu gehen, was zur Erfindung eigener „Apre´-Ski-Schuhe“ führte, um damit vom Skilift ins Hotel gehen zu können.

Für Tourengeher war es deshalb Ende der 60er Jahre schwierig, geeignete Schuhe zu finden. Einige Bindungen, wie die Silvretta Saas Fee, erlaubten die Verwendung fester Bergschuhe, sonst musste man sich alte Schnürskischuhe besorgen. Um 1970 reagierten dann die ersten Schuhfirmen auf die Nachfrage und brachten Tourenmodelle auf den Markt. Zuerst noch aus Leder, mit Schnürung und zusätzlichen Schnallen am Schaft, dann Schnallenschuhe aus plastifiziertem Leder mit Gummiprofilsohle, und schließlich Kunststoff-Schalenschuhe mit beweglichem Schaft und herausnehmbaren Innenschuh, der auch gleich als Hüttenschuh verwendbar ist.

Die weitere Entwicklung ging auch hier, wie bei den Ski und Bindungen, in unterschiedliche Richtungen:

 1. Superleichte Schuhe für Skitouren-Rennen, mit Grilamid- oder Carbon-Schale, für schnellen Aufstieg; der Abfahrtsgenuss hält sich für schwächere Fahrer in Grenzen. 

2. Schuhe für klassische Skitouren, bequem beim Aufstieg, steigeisenfest, machen auch die Abfahrt zum Genuss. Gewicht spielt hier weniger Rolle, aber heute auch schon relativ leicht.

3. „Freerider“- Schuhe, für Pistentouren und kurze Aufstiege aus dem Skigebiet, Abfahrts-Performance fast wie ein Pistenschuh, dafür auch nicht viel leichter.

 

Entwicklung der Tourenski

Eigentlich kann man Zdarskys „Alpenski“ von 1896 als den ersten speziellen Ski für Touren im alpinen Gelände bezeichnen. Er war kürzer als die damals in Skandinavien üblichen Modelle, tailliert, und hatte keine Führungsrille, um ihn leichter drehen zu können.

Georg Bilgeri konstruierte 1910/11 den sogenannten „Sommerski“, einen breiten Kurzski mit 130 – 160 cm Länge, für Touren auf den sommerlichen Gletschern. Ihm gelangen damit bedeutende Touren im Mt.-Blanc-Gebiet und in der Bernina. Er propagierte ihn aber auch für Jäger und Förster zum Gebrauch in steilen Wäldern.

Sonst verwendete man dieselben Ski für Piste und Tour, höchstens etwas kürzer. Erst Anfang der 1970-er Jahre kamen mit den ersten modernen Tourenbindungen auch spezielle Ski auf den Markt, z. B. der Fischer „Tiefschnee“, ein leichter Metallski mit weicher Schaufel und schwarz eloxierter Oberfläche. Die war zwar sehr kratzfest, hatte aber nicht bei allen Schneeverhältnissen gute Laufeigenschaften.

Von etlichen Firmen wurden sogenannte „Compact-Ski“ angeboten, etwas kürzer und breiter als Normalski, häufig vorne abgerundet, als Allrounder für Piste und Tour. Dazu gehörten z. B. Fischer Futura und Cut 70 oder Kneissl Compact Formula S u. A. In den 80er Jahren hatte dann schon fast jeder Hersteller Tourenmodelle im Angebot, die Entwicklung führte hauptsächlich zu geringerem Gewicht bei guter Stabilität, die Geometrie blieb eher klassisch.

1990 entwickelte der Niederösterreicher Reinhard Fischer mit dem „Snowrider“ den ersten Carvingski (Produktion ab 1993 bei Roland Voigt im Erzgebirge/D) und löste damit eine Revolution aus. Der ERGO von Kneissl war 1992 der erste in Großserie produzierte Carver. Die Tourenfahrer fanden bald heraus, dass die breiten, taillierten Latten auch im Tiefschnee und bei schwierigen Schneeverhältnissen, wie Harsch und Press-Schnee, wunderbar zu fahren waren. Heute ist das Angebot an Touren-, All-Mountain- und Freeride-Skiern kaum mehr zu überblicken, es gibt fast für jede Schneeart und jeden Verwendungszweck einen eigenen Ski.

 

Seehunde und andere nützliche Begleiter

Schon die alten nordischen Völker verwendeten Fellstreifen als Rückgleitschutz. Häufig wurden ungleiche Ski verwendet, ein langer, glatter Gleitski und ein kürzerer, fellüberzogener Abstoßski, mit denen man sich wie mit einem Tretroller fortbewegte. Am besten eigneten sich Seehundfelle, weshalb die Steigfelle einfach als „Seehunde“ bezeichnet wurden.

Die Felle wurden mit Riemen oder Gurten unter die Ski geschnallt; das hatte den Nachteil, dass sich zwischen Ski und Fell Schnee anlegen konnte, auch wurden die Riemen an den Kanten bald durchgescheuert. Viktor Sohm experimentierte schon um 1900 mit Klebefellen; diese waren aber nicht mit permanentem Kleber beschichtet, sondern wurden vor jeder Tour mit heißem Wachs an die Lauffläche geklebt, das vor der Abfahrt wieder mühsam abgezogen werden musste.

Beim „TRIMA“- Fell, einem Schweizer Patent, sind in die Rille der Lauffläche T-förmige Schienen eingelassen, in die das Fell mit entsprechenden Beschlägen eingehängt und an der Skispitze mit einer Gurtschnalle gespannt wird. Das soll recht gut funktioniert haben, bei gewissen Schneeverhältnissen „rupft“ der Ski aber bei der Abfahrt.

Um 1970 wurden dann Felle mit permanenter Kleberschicht entwickelt und verdrängten bald die Schnallfelle vom Markt. Die neueste Entwicklung sind Haftfelle, die mit einer speziellen Adhäsions-Beschichtung auf dem Skibelag haften, leicht abzuziehen sind und nicht austrocknen können. Heute muss kein Seehund mehr sein Leben lassen, anstatt der Naturfelle werden Mohair- oder Kunstfasern auf Textilunterlage verwendet.

Zdarsky war gegen die Verwendung von Steigfellen in lawinengefährdetem Gelände, weil damit eine Flucht durch rasche Abfahrt unmöglich war. Mit den damaligen Holzlaufflächen war auch ohne Fell der Aufstieg bis 20° Neigung möglich.

Harscheisen schützen bei hart gefrorenem Schnee vor seitlichem Abrutschen auf steilen Hängen. Die ersten entwickelte Georg Bilgeri um 1910, sie wurden direkt seitlich am Ski befestigt. Heute sind sie meist an der Tourenbindung montiert und werden bei jedem Schritt abgehoben, damit sie beim Vorwärtsgleiten nicht stören.

Die Lawinenschnur war vor Entwicklung der LVS-Geräte (Pieps) das wichtigste Hilfsmittel zur raschen Auffindung von Verschütteten. Sie wurde um den Leib gebunden und nachgeschleift; durch die Länge von 20 – 25 m war bei Verschüttung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück an der Oberfläche sichtbar, und man konnte den Pfeilmarkierungen an der Schnur zum Verschütteten folgen. Sie gehörte bereits im 1. Weltkrieg zur Ausrüstung der Gebirgstruppen im Winter.

Lawinensonde und Schaufel sind heute Standardausrüstung. Schon Zdarsky führte eine Schaufel aus Stahlblech mit Bambusstiel mit, als Sonde verwendete er seinen langen Einstock. Er hatte auch stets Verbandmaterial für Erste Hilfe mit.

  

JOSEF LAMPL,  Zdarsky-Skimuseum Lilienfeld, Obmann-Stellvertreter, ©

Danke für die zur Verfügungstellung des Textes