Zur Neueröffnung des Naturparkhauses Ginzling mit Mineralienausstellung, am 17. Juni 2023
Geschätzte Freunde der Bergnatur!
Ich möchte jede und jeden von Ihnen einzeln herzlich im Namen des Österr. Alpenvereins begrüßen, weil SIE hier allesamt mit Interesse und Unterstützung zum Schutz der Natur mitwirken. Dies manifestiert sich klar im Naturparkhaus Ginzling.
Jemanden möchte ich aber speziell namentlich begrüßen, unsere BERGNATUR, um die sich hier alles dreht. Ohne sie und ohne deren Wertschätzung wären wir heute hier nicht versammelt. Ohne ihre Anziehung, Bewunderung und Einmaligkeit würde es hier eher „grau“ ausschauen.
Wenn hier für die BERGNATUR ein schönes Denkmal der Wertschätzung steht, ist es Ausdruck unserer Freude, dass sie sich so präsentieren darf. Gleichzeitig ist es ein Mahnmal, sich des Wertes der Natur stets zu besinnen – denn Natur ist nicht (mehr) selbstverständlich.
Eine solche Sammelstelle für Natur in all ihren Facetten ist das Naturparkhaus. Dieses lehrt uns, hin- und nicht weg zuschauen, mehr darüber zu erfahren, sich auch für Natur-Erhalt und Einmaligkeit zu engagieren.
Natura alpina - die wunderschöne Bergnatur - ist nicht nur Kulisse und Fotomotiv, sondern selbst die Bewahrerin von Schätzen, von Lebensraum und Arbeitsraum für Mensch und Tier.
Ich bin hier nur der Sprecher einer Botschaft des Alpenvereins. Er hat sich schon bei seiner Gründung vor mehr als 160 Jahren der Natur verpflichtet und uns diesen Auftrag mitgegeben, auch als Aufforderung an die nächsten Generationen - aus innerer Überzeugung und aus der Schöpfung abgeleitet, aber nicht im überholten Sinn von: „Macht Euch die Erde untertan“, sondern wie es Papst Franziskus heute klarer formuliert: „Lasst uns Hüter der Schöpfung, Hüter des anderen und Hüter der Umwelt“ sein.“
Ein paar Sätze zum Naturpark
Schon 1978 haben sich der Österr. und der Deutsche Alpenverein ihr „Grundsatzprogramm zum Schutz des Alpenraums“
auferlegt. So ist der Alpenverein zum „Anwalt der Alpen“ geworden.
Sein Grundsatz, Erholung und Freizeit mit dem Schutz der Natur und Umwelt sowie mit den Interessen der heimischen Bevölkerung in Einklang zu bringen, hat den Alpenverein als ökologisches Gewissen
in alpinen Umweltfragen im Alpenraum etabliert.
Auf Basis der Ruhegebietsverordnung der Tiroler Landesregierung haben 1991 Land Tirol, Gemeinden im Zillertal, Sektion Zillertal und Öst.
Alpenverein das gemeinsame Ziel der
Förderung einer ökologisch vertretbaren Nutzung unserer sensiblen Natur und Bergwelt definiert. Aus dem Pilotprojekt „Ruhegebiet Zillertaler Hauptkamm“ hat sich der „Hochgebirgs-Naturpark
Zillertaler Alpen“ entwickelt, ein 2008 von der Bevölkerung und der Region mitgetragenes Vorzeigeprojekt mit dem neuen Naturparkhaus Ginzling.
Man kann heute nicht hoch genug einschätzen, was vor drei Jahrzehnten weit vorausschauende Pioniere begonnen haben - man muss sie so qualifizieren - nämlich: der ausufernden Ausbeutung des alpinen Raums und der Bergwelt einen strategischen Gegenplan gegen die Wachstumsspirale an der Grenze der Belastbarkeit - für den Schutz der alpinen Umwelt und der Natur im Alpenraum - zu entwickeln und in die Tat umzusetzen.
Unser Dank gilt diesen Gründervätern, den Vorsitzenden der Sektion Zillertal Wilfrid Rieser und Paul Steger, dem alpinen Vordenker Peter Hasslacher im Alpenverein, Hofrat Gerhard Liebl, Vorstand der Abtlg. Umweltschutz der Landesregierung sowie den Politisch Verantwortlichen: Landesrat Ferdinand Eberle, der 1991 eine mutige Entscheidung für ein „Ruhegebiet Zillertaler Hauptkamm“ getroffen hat, und der Landesrätin Anna Hosp, die dieses Naturparkhaus und die Betreuung des Naturparks voll unterstützt hat. Erste Betreuerin wurde dann Gudrun Steger!
Liebe Politiker: In der Gegenwart braucht es wieder solch mutig Handelnde!
Was wünschen wir uns heute?
„Die Musik der Natur ist die STILLE“. Sie ist die Voraussetzung, um sie zu hören, das Zirpen und Pfeifen von Gams und
Murmeln, Gezwitscher der Vögel, Rauschen, Glugezzen und Murmeln des Wassers, Brechen des Eises.
Der Alpenverein wünscht sich weiterhin einen achtsamen Umgang mit der Natur, damit unsere Bergwelt der Zillertaler Alpen – aber auch noch ein weiterer weißer Fleck in der
Schutzgebiets-Landschaft wie die TuXer Alpen – grad da drüben - weiterhin als Erholungsraum für Einheimische wie für Gäste, aber auch für die Alm-Landwirtschaft gesichert
bleibt.
2. Jubiläum
Zeitgleich mit der Erweiterung des Naturparkhauses gilt es noch ein 2. Jubiläum zu feiern: „15 Jahre Bergsteigerdörfer“ zu feiern.
Vor 15 Jahren fand in Ginzling die Startkonferenz für das Projekt „Bergsteigerdörfer“ statt. Damals haben sich 16 Gemeinden in Österreich zur Förderung einer alternativen und naturnahen Tourismusentwicklung verpflichtet.
Die Idee dazu stammt vom vormaligen Leiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Alpenverein Peter Hasslacher, dem die Unterstützung strukturschwacher, zugleich aber geschichtsträchtiger Bergsteigerdörfer in ihrer touristischen Entwicklung besonders am Herzen gelegen ist.
Mittlerweile hat dieses zukunftsweisende Projekt im Alpenraum immer mehr gepunktet. Die alpinen Vereinen ÖAV, Deutscher, Südtiroler und slowenischer Alpenverein, Club Alpino Italiano und der Schweizer Alpen-Club setzen es laufend um. Heute leben bereits 37 Bergsteigerdörfer diese Idee des sanften Tourismus – „heute für morgen“.
Das Bergsteigerdorf Ginzling genießt auch noch das Alleinstellungsmerkmal, als es inmitten eines Naturparks gelegen ist - was künftig nicht ungenützt bleiben sollte.
Zum „neuen“ Naturparkhaus
Ein Naturparkhaus ist Fernglas und Lupe in einem, es mag als Symbol der Einmaligkeit für seine umgebende Bergnatur gelten, es holt uns die ferne Bergwelt ins Haus es lenkt wie eine Lupe den Focus auf das Besondere und Ausgezeichnete, und beleuchtet die wunderbaren Details, das große Kleine – wie das Kleine im Großen.
Was hier im Detail gesammelt und ausgestellt ist, von Geologie bis zu den friedlichen „Granaten“, bietet uns die freie NATUR in Fülle - wer es sehen will.
Aus meiner langen Tätigkeit im Naturpark Karwendel kann ich versichern, ein Naturparkhaus ist ein Hingucker und gleichzeitig Hinausgucker.
Dass ein Naturparkhaus mit viel Einsatz, Ideen, Arbeit und Geld verbunden ist, lässt sich nachvollziehen. Daher sei allen gedankt, die sich hier seit Jahren für dieses Werk und seine Entwicklung, ehrenamtlich wie hauptberuflich einsetzen und ausgezeichnet haben.
Wer hier arbeitet, ist Sucher und Finder, Übersetzer, Bewahrer und Botschafter der Natur. Diese braucht keine großen Plakatwände, keine bezahlten pr. Promis, die Natur arbeitet für sich selbst.
Naturparkhäuser sind wie große Litfaßsäulen, Eingangstore in die Wunderwelt der Berge, Hinweisgeber, Verkünder der Botschaft von Natur.
Wie Kirchtürme laden sie ein, geben Orientierung, sind weithin hörbar und sichtbar mit ihrer Botschaft.
Naturparkhäuser sind Leuchttürme, sie geben den Standpunkt an, zeigen die Richtung, leuchten uns heim, zum hin zum Ursprung. Wer ihnen folgt, verliert nie die Richtung aus den Augen, wer sich ihnen verschließt, kann untergehen.
Wenn wir nicht begreifen, dass uns die Natur stets überlegen ist, welchen Wert sie uns vermittelt, dem ist nur zu antworten: „Der Krug geht solang zum Brunnen bis er bricht!“
Um das zu verhindern, sind wir alle eingeladen, dem Ruf der Natur zu folgen, damit sich nicht noch mehr „Raupen über Berge und Natur fressen“.
Weil das neue Naturparkhaus die Mineralienwelt in ein besonderes Licht stellt, schließe ich angemessen mit - „Glück auf!“
Gerald Aichner ai©