13 x Gipfelglück


Gipfel-geschichten


Gipfelglück um die Hauptstadt der Alpen

Kellerjoch, Gilfert, Haneburger, Malgrübler, Glungezer, Patscherkofel, Serles, Habicht, Nockspitze, Rosskogel, Brandjoch-Martinswand, Nordkette- Rumerspitze, Bettelwurf: Sie stehen jetzt täglich für die letzten 13 sonnenbestrahlten Berggipfel rings um Innsbruck.

Diese Berge der heimlichen ‚Hauptstadt der Alpen’ sollen hier näher beleuchtet werden, nicht nach alpinen Schwierigkeitsgraden, sondern ob ihrer besonderen alpinen, historischen Prägung.
‚Der Hager im Gschnitz, der Waldraster Spitz, und die Martinswand sein die heachstn im Land’,
lautet ein alter Spruch.

Der Habicht heißt im Volksmund Hager oder Hoger, ist ein mit 3277 m stolzer Gipfel in den Stubaier Alpen, ein mächtiger Koloss, gerne bestiegen im Sommer, auch im Winter. Der steile Mischbachferner an der Nordseite war früher eine beliebte Eistour. Der Habicht galt lange als höchster Berg Tirols, er wurde als erster Stubaier Berg bereits 1836 touristisch erstiegen.

            Dem Habicht vorgelagert ist die ‚Königin der Tiroler Bergwelt’, die Serles, aufgrund ihrer dominierenden Ansicht von Innsbruck aus wird sie auch ‚Hochaltar von Tirol’ genannt. Die häufige Bezeichnung ‚König Serles’ geht auf eine alte Volkssage zurück. Demnach sei der Hauptgipfel ein zur Strafe versteinerter König, die zwei Nebengipfel seien seine versteinerten Söhne. Über dem Kraftort ‚Wallfahrt Maria Waldrast’ ist der Serlesgipfel ebenso kraftspendend, und bekannt für sein Sonnenaufgangs-Erleben. Die eine wie der andere eine Quelle von Kraft und Heilung verheißend.

               Die Nockspitze oder auch (Hohe) Saile genannt (2404 m) ist als gemütlicher Wander- und Skitourenberg sehr beliebt und kann von mehreren Seiten her bestiegen werden. Durch ihre exponierte Lage gilt die Saile als Wetterberg, wo Gewitter, Stürme und Schneefälle entstehen. Viele Sagen sehen sie als Haupttreffpunkt der Wetterhexen, die auf dem Gipfelplateau nachts ihren Tanz vollführen und das schlechte Wetter ins Tal senden.

Traurige Bekanntheit erlangte die Nockspitze als Berg mit dem ersten Lawinenunglück eines Skiläufers. 1897 verunglückte der Student Max Peer bei der Abfahrt von der Saile durch eine Lawine. Seine Leiche wurde erst nach Monaten gefunden. Dieses Unglück führte zur Gründung eines ständigen apinen Rettungsdienstes.

               Der Rosskogel (2646 m) ist die markante Berggestalt im Westen von Innsbruck. Er bildet einen Vierfachgrenzpunkt mit den Gemeinden Gries, Inzing, Oberperfuß, Sellrain. Mit dem vorgelagerten Rangger Köpfl (Bergbahnen Oberperfuß) und Stieglreith ist das Gebiet ein Magnet für Bergwanderer, Skifahrer und Tourengeher. 

            Eine Bergtour auf das Brandjoch (2559 m) gilt als eine der schönsten Innsbrucks, sein Südgrat ist einKarwendelklassiker. Wer wissen möchte, wie Innsbruck aus der Vogelperspektive ausschaut, sollte die anspruchsvolle Vordere Brandjochspitze erklimmen. Von dort fällt der Blick auch auf die ‚Frau Hitt’, die am Grat der Nordkette zu thronen scheint. Wer tiefer unten klettern will, kommt an der Martinswand nicht vorbei, dem Kletterdorado für Jung und Ältere, heute nahezu ganzjährig beliebtes Ziel.

               Die prächtige Nordkette, südlicher Gebirgszug des Karwendels und Auslauf des Naturparks Karwendel, setzt Innsbruck die alpine Krone auf. Mit der ‚Frau Hitt’ und dem Innsbrucker Klettersteig zeigt sie sich alpin herausfordernd und gipfelt in der Rumerspitze (2454 m), einem prächtigen Aussichtsberg in eindrucksvoller Landschaft.

Die Nordkette ist schon früh, 1928, mit der Nordkettenbahn von der Hungerburg zur Seegrube und zum Hafelekar erschlossen worden. Die Stationsgebäude plante der bekannte Architekt Franz Baumann. Die Seegrube war 1933 ‚Austragungsort’ des Slaloms im Rahmen der 1. FIS-Ski-Weltmeisterschaft in Innsbruck.

            Weiter gen Nordosten ragt der Große Bettelwurf (2.757 m) empor. Er zählt seit 2012 laut einer Umfrage zu den weltweit 120 schönsten Bergen. Als höchster Gipfel der Gleirsch-Halltalkette dominiert er die Region Hall. Die Überschreitung vom Kleinen auf den Großen Bettelwurf gilt als eine der lohnendsten Überschreitungen. Eine Besonderheit: Das erste Gipfelkreuz am Bettelwurf wurde 1948 mit dem Alublech eines 1943 auf der Largozalm im Voldertal abgeschossenen US-Bomberflugzeugs verblecht und geschützt.            

           Nach dieser Süd-West-Nord Rundschau wenden wir uns der Süd-Ost Flanke zu, den TuXer Alpen. ‚Di TuXa’, wie sie im TuXer Alpenbuch heißen, sind mit großem X geschrieben, weil durch sie fast 20 internationale wie regionale Wanderrouten führen. Sie haben nach Jahrzehnten ihre Bezeichnung als ‚Voralpen’ abgelegt, die ihrer Bedeutung nicht gerecht war. Sie sind die grünen, die stillen, die weißen TuXer, nur an den Rändern erschlossen, im Kern und den inneren Tälern so, wie sie stets waren. Sie sind kein Hotspot, sondern ruhige, bis in die Gipfelregionen ‚grüne’ Berge, mit vielen Almen und mit einer Vielzahl an ‚weißen’ Skibergen, leichten und lohnenden Wanderbergen – zusammen rund 100 Gipfel. Die TuXa sind von intakter, intensiver Almwirtschaft geprägt. Die Almen um die Lizum im Wattental sind Tirols zweitgrößtes Almgebiet. Die ‚TuXa’ und ihre Almen gilt es zu wahren und ihnen einen Schutzstatus anzuerkennen.

              Im Osten markiert das Kellerjoch diesen alpinen Raum. Einzigartig, dass hier am Gipfel nicht ein Kreuz sondern eine kleine Kapelle steht und einlädt. Die Kellerjochhütte ist Ziel bzw. Start für den ‚Inntaler Höhenweg’, der in 6 Tagen über 6 Hütten auf der Höhenlinie 2000 hoch über dem Inntal über Lizum und Glungezer zum Patscherkofel führt bzw. umgekehrt - stets das Karwendel und in die Zillertaler Gletscherbergen im Visier.

             Im Weertal, Watten- und Voldertal locken Skitourenberge, wie Rastkogel, Gilfert, Hirzer, Geier, Haneburger, Malgrübler, Glungezer, desgleichen im Viggartal, Arztal, Navistal, Schmirntal. Den Kleinen Gilfert ziert ein Friedenssymbol, ein großes Kreuz mit den Zeichen der neun Weltreligionen. Die Lizum im Wattental umkränzt eine Vielzahl an Berg- und Tourenmögllichkeiten.

             Der Patscherkofel war als südlicher Hausberg durch seine leichte Erreichbarkeit mit der Patscherkofelbahn (seit 1928) stets ein Magnet für die Landeshauptstadt. Und ‚geadelt’ durch dreimalige Olympische Spiele, 1964, 1976, 2012. Ein großer geschützter Zirbenwaldgürtel zieht sich vom Patscherkofel bis zum Glungezer (2676 m). Mit seinem Namen bleibt stets das größte Flugzeugunglück in Österreich verbunden, als 1964 eine britische Maschine am Osthang abstürzte. An die 83 Toten erinnert ein schlichter Gedenkstein neben dem Gipfelkreuz.

               Seit über 120 Jahren präsentiert sich der Glungezer als ‚der weiße Skiberg’. 1933 fand hier der Glungezer-Abfahrtslauf im Rahmen der 1. FIS-Ski-Weltmeisterschaft statt. Die Wiederbelebung durch die neue Glungezerbahn beweist einmal mehr, dass die kleinen lokalen Lifte und Bahnen das Rückgrat des Skitourismus für die heimische Bevölkerung bilden und eine Renaissance in diesen Zeiten erleben.

     So schließt sich der Kreis der lohnenswerten, besonderen und markanten wie geschichtsträchtigen Berge im Kranz um Innsbruck. Manche eher unscheinbar, aber doch wieder ‚Bilderbuchberge’. Sie erfreuen und locken, vermitteln uns erfüllende Erlebnisse, Erfahrungen und Freizeit in der Bergnatur. Sie sollten auch Auftrag sein, ihre Einmaligkeit zu bewahren.

Gerald Aichner

Textvorlage für die Weekend Beilage am 5. März 2021    
Mehr zu den TuXa Geschichten im Buch ‚Di TuXa’  bei www.gerald-aichner.at

 

Bouldern am Glungezer

23 Boulderblöcke warten am Schartenkogl unterhalb des Glungezers auf Kletterer ohne Seil und Gurt. ‚Murmelmafia‘, Zirbengeist’, 'Zirbenhupfer’ und ‚Zirbenzupfer’, so lauten einige der originellen Namen der originellen Routen. Der Zustieg erfolgt von der Bergstation des neuen Glungezer-Express  links hinauf am Fußsteig Richtung Schartenkogel. Die Topos unter https://www.gerald-aichner.at/news

 

Das Bettelwurfkreuz aus dem Jahr 1948 wurde 1997 bei der Bettelwurfhütte aufgestellt und 2009 durch ein neues Kreuz ersetzt, das wiederum mit dem Alublech des alten Kreuzes verkleidet ist.

 

Hüttentrekking-Tipp

Für eine leichtere Hüttenwanderung über mehrere Tage empfiehlt sich der ‚Inntåler Höhenweg‘. Er führt vom Patscherkofel zwischen 1800 und 2800 m über Glungezer, Lizum, Nafing durch unberührte Berglandschaften der 'stillen TuXa' zum Kellerjoch. (www.inntaler-hoehenweg.at).  

Ein anspruchsvoller und längerer, aber ungemein lohnender Alpentrail ist die ’Via Venezia Alpina’, der 21-Tage- Marsch von Scharnitz über Karwendel, Alpenhauptkamm, durch die Dolomiten und Civetta nach Belluno und schließlich über den Nevegal an die Adria, mit Ziel Venedig. Mein Tipp ‚Die Bergtour ans Meer‘ (https://www.gerald-aichner.at/artikel/artikel-2018/via-venezia-alpina/).

Frühjahrsskitouren in den TuXern

Naviser Kreuzjöchl
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/naviser-kreuzjoechl-von-navis/6197984

Geier in der Lizum, der Frühjahrsklassiker - 
https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/skitour-von-der-lizumerhuette-auf-den-geier/6650415

Bergwandern leicht

Leichte Bergwanderung von Ellbögen-Mühltal in das ruhige, fast einsame Viggartal, Meissner Haus, zu den 'Blauen Seen' und zum ‚G’schriebenen Stoan'