"Inntåler  is  born"


Glungezer, 2677m mit Glungezerhütte, 2610m, TuXer Schlafhütte und Biwak "Roman". Foto: Bergseensucht


TuXer Trail - Geschichte eines Weges: Hüttenwandern zwischen Felsen, Zirben, Almen und Gipfelkapelle, durch einsame Landschaften der „Stillen TuXer“

 

Auf der Hüttenterrasse genieße ich in der  Nachmittagssonne bei einem kühlen Getränk den Panoramablick in die „Stubaier“ und „Ötztaler“. Hinter dem Glungezer-Schartl schiebt sich ein Bergwanderer zur Hütte hinauf. Er ist heute von London nach Innsbruck geflogen und vom Flughafen die 16 km und 2000 Hm über den Zirbenweg zur Glungezerhütte aufgestiegen. „Respect“ sag ich zu Eric, der von hier über die Berge bis Salzburg gehen will. Eric wollte jene Stelle sehen, wo 1964 der Absturz eines britischen Flugzeugs am Glungezer 83 Tote gefordert hatte, der Co-Pilot war ein Verwandter von Eric. Ich kann ihm einiges über das Unglück erzählen, zeige ihm Absturzstelle und Denkmal.

 

Später berichtet mir Eric über seine erfolgreiche Höhentour vom Glungezer gen Osten. Der „Inntåler Höhenweg“ ist für mich geboren: zu Fuß sechs Tage über sechs Alpenvereinshütten durch die „Stillen TuXer“, meist über 2000 Meter, parallel zum Inntal.

Im Jahr darauf testen wir den „Inntåler“. Von Innsbruck fahren wir mit der Seilbahn zum Patscherkofelhaus (1970 m), wo wir unser Zweitfrühstück angesichts der „Stubaier“ und „Kalkkögel“ genießen. Vom „Kofel“ (2246 m) 250 Hm östlich hinab nach „Boscheben“, zweigt bald vom „Zirbenweg“ der „Glungezer-Höhenweg“ aus der Kampfzone der Zirben in das Landschaftsschutzgebiet Patscherkofel-Zirmberg-Viggartal ab.

 

500 Gipfel-Panorama

Von der Viggarspitze (2306 m) lohnt der Blick auf Innsbruck und Karwendel. Unter uns mündet der Steig vom Meissner Haus (1720 m, DAV Ebersberg), alternativer Startpunkt, in den „Inntåler“ ein. Bald stehen wir am Schartl, das uns den Blick zur Glungezerhütte (2610 m, ÖAV Hall) freigibt.

Der Wirt empfängt seine Gäste mit heiterer „Ansprache“. Bald öffnen sich alle Sinne für die Natur hier auf 2610m und für die Köstlichkeiten der Hütte. Die Wahl zwischen Stubaier Gerstlsuppe, Zillertaler Kaspressknödel oder Nudeln à la „Kathmandu“ fällt schwer.

Abends genießen wir von Sonnenspitze (2639 m) und Glungezer (2677 m) das imposante Panorama von 500 Jöchern, Gipfeln und Graten, zwischen Zugspitze, Karwendel, Großglockner, Zillertalern und Ötztalern. In der „Prachensky-Stube“ findet jeder sein gemütliches Eck oder den großen Gemeinschaftstisch.

 

„Glungezer & Geier-Route“

Beim Denkmal am Glungezer halten wir morgens im Gedenken an die Opfer des Flugzeugabsturzes von 1964 kurz inne. Dann starten wir die 15 km lange „Glungezer & Geier-Route“ zur Lizumer Hütte. Diese Königs-Etappe führt über die „seven TuXer summits“, über Block und Stein, gut markiert, meist steiglos Auf und Ab - einige leichte Blockklettereien, teils am Stahlseil. Nach „Gamslahner“ (2681 m) und Kreuzspitze (2746 m) rasten wir auf dem „Rosenjoch“ (2796 m, hierher 3-4 Std.).

 

Über die „seven TuXer summits“ auf der Route „Via Alpina rot, Varia Innsbruck“ - stoßen wir in das „Herz der Tuxer Alpen“ vor, nähern uns dem mächtigen „Alpenhauptkamm, die „Zillertaler“ grüßen mit Riffler, Olperer und Hochfeiler herüber und beflügeln uns neu. Vom „Grünberger“ (2790 m) und „Grafmartspitze“ (2720 m) steigen wir zum Naviser Jöchl (2479 m) ab.

Die „Naviser Sonnenspitze“ (2619 m) nehmen wir noch gleich mit, ehe uns weite Almböden mit ihren Tümpeln, um die sich Kühe und Haflinger scharen, vom Mölsjoch zum „Nördlichen Schober“ ( 2448 m) und zum Klammjoch (2359 m) begleiten.

Die „Mölser“ als dritte „Sonnenspitze“ vervollständigt die „seven Tuxer summits“. Durch den Almrosengürtel steigen wir 300 Hm ins Wattental zum Tagesziel Lizumer Hütte (2019 m, ÖAV Hall) ab. In der „Wilden Lizum“, dem zweitgrößten Almgebiet Tirols, befindet sich ein Bundesheer-Truppenübungsplatz. Bergwandern ist auf den ausgewiesenen Routen erlaubt. Info über Schießübungen beim Hüttenwirt oder TÜPl Tel 050201/6442010).

 

Hütte mit „Naturwellnesstempel“

Die Hüttenwirte servieren die ersten Radler oder „Weizen“. Die Beine finden im Hüttenteich wohltuende Kühlung und Massage im Gebirgsbach –  „Naturwellness“! Bald sind die holzgetäfelten Zimmer belegt, ist geduscht, das nasse Zeug hängt im Trockenraum. Relaxen heißt hier auch „Cappuccino“. In der „Lizumer“ wie in der Glungezerhütte treffen die „Inntåler“ auf die „Venedig-Geher“, von München übers Karwendel in vier Wochen zur Adria. Erfahrungsaustausch ist „logisch“ angesagt. Die Speisekarten verheißt Hüttenschmankerln á la „So schmecken die Berge“, in der originalen Alpenvereinsstube von 1912.

Zeitig brechen die „Nachtler“ morgens gen Süden auf. Wir „Inntåler“ entscheiden uns für einen Gipfeltag, um „Geier“ (2857 m) und „Reckner“ (2886 m), die höchsten „TuXer“ zu besteigen.

 

Archaische Zirbenbestände

Ab der Lizum folgt der „Inntåler“ dem Zentralalpenweg 02A. Vom „Zirmweg“ steigen wir über Almmatten zum Grafennsjoch (2450 m), wechseln ins Weertal und erreichen durch archaische Zirbenbestände die Weidener Hütte (1799 m, DAV Ebersberg). Die Wirtsfamilie bewirtet uns mit ihren Spezialitäten und betreut uns sehr gut.

 

Von Almvieh umringt und begleitet

Der Weitermarsch erfolgt über Nafingalm und Nurpensjoch zum Rastkogel (2762 m), der uns schöne Blicke ins Inntal und Zillertal anbietet. Dann steigen wir wie durch einen „Trichter“, vorbei an zwei kleinen Seen zum Sidanjoch (2127 m) und zur Rastkogelhütte ab (2117 m, DAV Oberkochen). Almvieh begrüßt uns mit Glockengeläut, Wirtin Ursula serviert uns gleich ein Schnapsl.

Am 5. Tag geht’s von der Rastkogelhütte retour zum Sidanjoch (2127 m) im leichten Abstieg zum Pfundsalm-Mittelleger, dem Finsingbach talaus nach Hochfügen (1470 m)

 

Hüttenbummel zur Kapelle

Noch einmal heißt es Aufsteigen, zum Loassattel (1675 m). Dann gehts steil in Kehren auf den „Kuhmesser“. Unterm Gipfel queren wir zur Kellerjochhütte (2237 m, ÖAV Schwaz). Die Hüttenwirtsleut zaubern aus der Küche allerlei „Köstliches“. Ein „zwingender Hüttenbummel“ führt uns hinauf zur Kapelle am Kellerjoch (2344 m), einer traumhaften Aussichtskanzel über Inntal und Karwendelgebirge, quasi unser „Inntåler-Abschiedsblick“.

Taufe und Test bestanden

Am 6. Tag endet der „Inntåler“ mit dem Abstieg über Naunzalm zum Hochpillberg und Talfahrt mit der Kellerjochbahn von Grafenast (1347 m) nach Schwaz zur Bus/Bahnstation.

Der „Inntåler“ hat Taufe und Test sehr gut bestanden. Der sechs Tage-Trek strengt nicht zu sehr an und lohnt durch seine atemberaubende Berglandschaft der einsamen „Stillen TuXer“.  ai© 2010