TuXer Traumpfad 1887


Weg in die Lizum im Wattental um 1900   Foto (ai@)
Weg in die Lizum im Wattental um 1900 Foto (ai@)

Den ‚Traumpfad über die Alpen‘ hat der Bayer Ludwig Grassler vor 45 Jahren beschrieben, zu Fuß von München durchs Wattental nach Venedig. Vor 25 Jahren folgte die alpinere Variante über den Glungezer und die ‚seven Tuxer summits‘ in die Lizum bis an die Adria, die ich ‚Bergtour ans Meer‘ genannt habe. Beide Routen erfreuen sich anhaltender Beliebtheit, wie die jüngste Anfrage einer Alpingruppe aus Kanada zeigt. Aber schon vor 135 Jahren gibt es erste Hinweise zu dieser Alpentour. 

 

Bei weiteren Recherchen über ‚Di TuXa‘ habe ich einen Eintrag im Gästebuch des ‚Volderwildbads‘ gefunden. Darin versichert der Student Alfred Bergeat aus Passau am 4. Mai 1887: „Von München zu Fuß nach Volderwildbad hergelaufen!“ Alfred Edmund Bergeat (1866 - 1924), studierte Naturwissenschaft und wurde ein hochangesehener Mineraloge und Vulkanologe. Der Bergwanderer Bergeat erforschte die äolischen Vulkaninseln und die Ausbrüche am Stromboli.

Volderwildbad um 1650 Foto (ai@)
Volderwildbad um 1650 Foto (ai@)

Schutz vor ‚Radlern‘

„Volderwildbad wird meist von Hall aus erreicht, vom kleinen Volderberg südwestlich ins Hochtal, den Windegghügel umgehend südlich ins Voldertal. Der Weg ist mühevoll, aber lohnend, er schützt den Wanderer vor jeder Begegnung mit einem Radler. Doch sind ihm im Winter die Rodler und die Skiläufer hold.“ So hat sich Wanderer Franz Pfötscher im Fremdenbuch vom 25. Dez. 1890 verewigt, „heuer zum 25. Mal“. Viele bedeutende Badegäste nächtigten damals im ‚Badl’, u.a. auch ein Herr ‚Karl May‘. Ob es sich dabei um den legendären Reiseschriftsteller, um einen Witzbold oder um einen Namensvetter gehandelt hat, bleibt im Dunkeln.

 

Kürzester Weg

Interesse erweckt Alfred Edmund Bergeats Eintrag insofern, als die Route über die Alpen schon vor über 130 Jahren eine attraktive alpine Herausforderung gewesen sein muss. Denn sein Namensvetter Dr. Edmund Bergeat, (im Vorstand der D.u.Oe.AV Section München) beschreibt um die gleiche Zeit den Weiterweg vom Wattental ins Tuxertal nach Süden. In den ‚Mitteilungen des Alpenvereins‘ schreibt Bergeat über seine Tour „Von Hall über das Torjoch nach Lannersbach (Vordertux)“, (auszugsweise):

„Die Absicht, rasch vom Inntal ins Tuxertal zu gelangen, führte mich im Sommer (1885) den wenig betretenen Weg übers Torjoch. Die Wanderung geht vom Dorf Wattens, vorbei am sehenswerten Wasserfall gemächlich zum Walchenwirtshaus, der letzten ständig bewohnten Stätte des Tales. Hier teilt sich das Tal und mit ihm die Wege, links in's Mölstal und rechts unserem Ziele zu (im Bericht verwechselt). In mäßiger Steigung durch herrlichsten Zirbenwald geht’s zur zweiten Talstufe hinauf, die den Anblick des großartigen Schlusscircus des Thales erlaubt, in dessen grünem Boden die Alpe Lizum, 2105 m, eine der größten Tirols, liegt. Die östliche Talflanke weist mannigfache Gipfel auf, besonders auffallend der aus gelbem Gestein gebaute Kegel des Hipold. Daran reiht sich die flache Torspitze, die tief eingesenkte Torscharte zeichnet die Route vor. Im Süden ragen die wundersamen Zacken der Geierspitzen auf, im Volksmund ‚Tarnthalerköpfe‘ genannt, geologisch interessant. Die Torscharte, 2398 m, wird auf schmalem Steiglein in 1 St. erreicht. Nun steil bergab. Zwei kleine Seen in einem wilden Trimmerkessel spiegeln die riesige Torwand wider. Tief unten erscheinen die Hütten von Nasstux, bald grüßen wir das gastliche Haus „zur Brücke“ in Lannersbach. Diese Tour ist der kürzeste Weg von Innsbruck ins Tuxertal, (9-10 St.). Der Weg ist nicht zu verfehlen. Erfrischungen und dürftige Unterkunft bieten die zahlreichen Alpen (Almen).“

Volderwildbad um 1900 Foto (ai@)
Volderwildbad um 1900 Foto (ai@)

Diese neuen Nachweise stärken ‚Die Bergtour ans Meer‘ als sehnsuchtsvolle Tour in und über die Alpen, die nicht erst seit Hannibal und Goethe interessant waren, sondern im aufblühenden Alpinismus eine lohnende Herausforderung bis heute geblieben sind. -

 

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